Porsche 944 - Erfolgreiche Alternative zum Elfer

Nach den beiden letzten doch recht neuen Modell aus Bayern haben wir uns heute wieder einmal zwei sportliche Vertreter der 80er/90er Jahre herausgesucht. Ein weiterer roter BMW E30 M3 - ja wir hatten ja schon mehrere, aber dieser ist wieder ein besonderes Exemplar - mehr dazu aber später, und ein schneeweißer Porsche 944 stehen abfahrbereit auf unserem Grundstück.  Wieder mal ein cooles Duo haben wir uns gedacht, so haben beide doch viele auf den ersten nicht gleich erkennbare Gemeinsamkeiten. Beiden haben einen 4 Zylinder Motor mit über 2 L Hubraum, entstammen den 90ern, haben Heckantrieb und bewegen sich annähernd in einer Leistungsklasse. Alles klar für einen kleinen Performancevergleich der beiden 90ies Sportcoupés.

Der Porsche 944 entstammt aus der Baureihe 924 und wurde im Jahre 1981 von der Porsche AG eingeführt. Äußerlich ähnelte er dem 924 GT und ist eine konstante Weiterentwicklung des 924, die diesen später. Strategisch siedelte sich der 944 zwischen 924 und 911 an, passte er doch prima in die Preislücke der beiden Modelle. 1991 legte Porsche den Nachfolger, das Modell 968 auf, und ersetze den erfolgreichen Porsche 944 Sportwagen. Er war seiner Zeit schon ein Stück voraus, denn an ihm orientieren sich quasi viele aktuelle "Shooting Brake" Kombicoupés. Als Motoren standen dem 944er nur Vierzylindermotoren von 150 freisaugenden PS - 250 Turbo PS zur Verfügung. Dies sorgte in Verbindung mit dem geringen Gewicht von unter 1200 kg und seiner Transaxle-Bauweise (Motor vorne, Antrieb und Getriebe an der Hinterachse) für ordentlichen Fahrspaß.

Die Historie des 924 und indirekt des 944 liegen noch etwas weiter zurück, nämlich beim VW Porsche 914. Den 914 hatte Porsche für den Volkswagen Konzern entwickelt und der 924 trat seine Nachfolge an. Porsche verwendete dort den selben Motorblock wie im Audi 100 und im VW LT Nutzfahrzeug, was bei vielen Porsche Kunde nicht wirklich gut ankam und die typische Porschekundschaft blieb hier erst aus. So entschloss man sich auf Basis des 924 Carrera GT einen Sportwagen mit richtigem Porsche Motor zu konstruieren. Heraus kam eben der 944, der zusammen mit dem 924 bei Audi in Neckarsulm produziert wurden. Dies kam 1981 zur Markteinführung auch gut bei der Fachpresse und der potenziellen Käuferschaft an und belohnten dies mit über 30.000 getätigten Bestellungen.  Die Leistung erstreckte sich beim Basismodel (je nach Baujahr) zwischen 150 und 165 PS, beim 944S mit 190 PS und 211 PS beim 944 S2, wo dann der Hubraum auf stattliche 3 L anwuchs. Die zwangsbeatmeten Modelle 944 Turbo und 944 Turbo S (Typ 951) griffen auf den 2,5 L Motor mit 220 und 250 PS zurück. Bis auf die beiden 944S und S2 Modelle verfügten alle 944er über eine oben liegende Nockenwelle (SOHC), denn die beiden S Modelle bekamen zwei davon.

Standardmäßig war ein gute zu schaltendes 5 Gang Getriebe oder eine 3 Stufen Automatik zu Verfügung, die aber sehr träge reagiert und eher zum cruisen einlud. Als Bremsanlage griff man beim 944er komplett auf innenbelüftete Scheibenbremsen zurück und stellte ihnen fahrwerksseitig vorne Schraubenfedern und hinten querliegende Drehstabfedern mit Teleskopstoßdämpfern zur Seite. Die 165 PS Leistung hatten mit der nur knapp 1200 kg leichten selbstragenden Stahlkarosserie ein leichtes Spiel und beschleunigten das schnittige Sportcoupé in etwas über 8 Sekunden aus Stand auf 100 km/h. Der Vortrieb endete beim Basismodell erst bei 220 km/h und beim Turbo bei 260 m/h, denn dann auch in unter 6 Sekunden die 100 km/h Schallmauer durchbrach. Der Motor entstammt übrigens aus der rechten Zylinderbank des Porsche 928 mit  bulligem V8 Motor mit 4,5 bzw. 5,4 Liter Hubraum und bis zu 350 PS Leistung. Das hohe Drehmoment von 205 Nm lag bereits bei 3.000 U/min an und erreichte seine Höchstleistung bei 5.800 U/min, während bei 6.500 U/min. die Maximaldrehzahl erreicht war. Der Aluminium Motorblock war schön leicht und seine geschmiedete Kurbelwelle ist fünffach gelagert. Die sintergeschmiedeten Stahlpleuel verbinden die Leichtmetallkolben mit der Kurbelwelle. Der Kopf ist nach dem bekannten Querstromprinzip aufgebaut. Dies Prinzip wurden beim 8V als auch beim 16V Kopf angewendet und verfügten über Tassenstößel mit hydraulischem Ventilspielausgleich.

Um dem unvollkommenen Massenausgleichs des Vierzylinders gegenüber dem Achtzylinders entgegen zu wirken, verbaute man hier zwei Ausgleichswellen. Das mag heute alles gar nicht mehr so spannend klingen, war aber 1981 State of the Art und somit letzter Stand der Technik. Qualitativ setzte man bei Porsche, wie nicht anders gewohnt aber der Zeit zum Trotz, auf hohe Qualität. Dies zeichnet sich durch die damals schon korrosionsgeschützte, vollverzinkte Karosserie mit 7 Jahren Garantie gegen Durchrostung -  was heute auch Standard ist, aber damals eben nicht. Der Fahrer selbst nimmt in einem für einen Sportwagen eher geräumigen Cockpit Platz und genießen äußerst guten Sitzkomfort. Auch der Kofferraum konnte sich sehen lassen, hat doch in der Sportwagenklasse fast keiner mehr Platz zu bieten. Auffälliges Merkmal des 944 waren, wie beim 924 auch, die charismatischen Klappscheinwerfer - auch Schlafaugen genannt, die nur bei Bedarf herausgeklappt wurden.

Technisch, gerade was den Motor angeht, erfuhr der 944 während seiner 10-jährigen Bauzeit einige für den Erfolg wichtige Änderungen. Die wohl wichtigste war die Einführung des Katalysators im Jahre 1985, den es ab dann noch optional gab - eine Vorrüstung für spätere Nachrüstungen hatten aber aller. Der Grund, warum sich anfangs viele gegen den Kat entschieden, war die abgesunkene Motorleistung auf 150 PS. Bei der Innenausstattung machte man ab dann seitens Porsche auch keine Unterschiede mehr zum turbo Top Modell. Das Cockpit und die Sitze waren die gleichen wie im Basismodell. Hier sprach man dann auch von der 944/II Serie und vor 1985 von der 944/I Serie. Erst 1987 gab es dann für die Kat-Modelle mehr Dampf. 160 PS aus immer noch 2,5 L Hubraum. 1988 gab es dann einen komplett neuen Motor mit jetzt 165 PS aus nun 2,7 L Hubraum, 15 Nm Drehmoment mehr gab es obendrein. Neben dem größeren Hubraum wurde auch eine neue Motor Elektronik, größere Einlassventile samt neuer Nockenwelle mit neuen Steuerzeiten. Eine höhere Verdichtung des Gemischs hielt ebenfalls Einzug.

Der Besitzer unseres hier gefahrenen Porsche 944 ist, Dietmar Wöhl aus Bodenwerder. Er war im Juni 1990 auf der Suche nach einem Porsche 944. In Röcke bei Minden wurde er bei einem freuen Porsche Händler dann fündig.  Da stand er nun - ein 944er Basismodell mit 2,5L Hubraum und 163 PS Leistung aus der ersten Serie 944/1, komplett in schneeweiß gehalten. Nach kurzer Überlegung evtl. doch das neue 944/II Modell zu nehmen, konnte der Händler wiederlegen, da es sich bei dem Fahrzeug um ein handverlesendes Modell handelte. Nun ist der Porsche schon 24 Jahren in Dietmars Besitz und er hat es keinen Tag bereut. Das was Dietmar am meisten begeistert ist die sehr gute Qualität des Porsches - immer noch die erste Auspuffanlage, und das seit 24 Jahren und 210.000 km Laufleistung. Auch so steht der 944 super da - quasi flammneu. In diesem Jahr hat er das H-Kennzeichen bekommen. Als Belohnung spendierte Dietmar seinem 944er neu Bilstein B6 Dämpfer, was das Fahrverhalten nochmal deutlich verbesserte - eine gute Mischung aus Fahrkomfort und  Sportlichkeit. Rückblickend ist der 944 ein Sportwagen mit sehr guter Alltagstauglichkeit, der aber gerne ein paar mehr PS haben dürfte, wie der S2.

Axel Weichert

CEO / Chefredakteur

Der Gründer und das Gesicht hinter 100octane.de. Motorsportbegeistert und Petrolhead der ersten Stunde mit der Begeistung die Emotionen auf und neben der Rennstrecke im Bild festzuhalten.

https://100octane.de
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